So ging es los mit dem Tennis in Kendenich

Vor 60 Jahren: Wie sich die Kendenicher Gustav Degen und Paul Fitzek aus der Nussalle aufmachten, um einen Tennisverein zu gründen
Gustav Degen, dem ersten Vorsitzenden des TC Burg Kendenich verdanken wir die nachfolgenden Erinnerungen an die Gründungsgeschichte des Kendenicher Tennisvereins. Zwar sind die „Männer der ersten Stunde längst schon nicht mehr unter uns, doch vermitteln diese nachgelassenen Zeilen viel von der Freude, mit der schon vor 60 Jahren unsere Vorgänger bei der Sache waren. Wenn auch die sportlichen Seite des Bemühens der Tennisfreunde in Kendenich seither immer wieder von Höhen und auch Tiefen begleitet war, so stand doch die Freude am gemeinsamen Tennisspiel, am Spaß auch beim Feiern, Grillen und Chillen seither stets im Mittelpunkt. Doch genug der Vorrede, lassen wir nun Gustav Degen zu Wort kommen, der den nachfolgenden Beitrag für die Festschrift des TC Burg zum 25jährigen Jubiuläum im Jahr 1986*) verfasst hatte:

<<Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, zu der Zeit, als Bundeskanzler Adenauer in seinem Urlaubsort Cadenabbia das Bocciaspiel betrieb, trafen sich in der Nußallee gelegentlich zwei ältere Herren, die zudem noch Nachbarn waren. Es waren dies die Senioren Fitzek und Degen, die gerne dann und wann gemeinsam eine Flasche Wein tranken.
Der sonnengereifte und besonders süffige Jahrgang 1959 verhalf den beiden Herren zu einem besonderen Weingenuss. Ab und zu – vor oder nach einer Flasche – gingen die „alten Herren“ durch den seinerzeit verwilderten Burggarten und entwickelten dabei manch guten Gedanken. An einem schönen Sommerabend ließen sie sich wieder einmal zu einem Plausch auf einem umgestürzten Baum nieder und stellten dabei fest, dass der vor ihnen gelegene kleine, verwahrloste Tennisplatz so recht geeignet sei, dem Bundeskanzler nachzueifern und Boccia zu spielen. Man kam überein, die Sache umgehend in Angriff zu nehmen.
Bald danach meinte Herr Fitzek aber, er habe vier Jungens und ein Mädchen, alle in einem Alter, die zwar gerne Boccia, sicher aber noch lieber Tennis spielen würden. Herr Degen sen. seinerseits konnte nur mit einem Sohn aufwarten, aber auch dieser würde gern einen Tennisschläger in die Hand nehmen. So wurde von den „Altvorderen“ der Gedanke geboren, für die „Jugend“ einen Tennisplatz zu schaffen.

Zunächst wurden nun in eigener Initiative der alte Platz zuerst einmal von Unrat und Unkraut befreit. Als dann nach und nach eine rote, vermooste Aschenfläche sichtbar wurde, stellte man fest, dass die Ausmaße nicht den modernen Anforderungen entsprachen. Nach vielem Hin und Her wurde zu guter Letzt ein alter abgestorbener Baum entfernt; nunmehr war ausreichend Platz vorhanden, um einen Tennisplatz zu erstellen, der alle Anforderungen gerecht wurde. Und nun ging die Arbeit erst richtig los.

Mit Feuereifer wurden Dränagen gelegt, ein Schlackenunterbau wurde eingebracht und eine Wasserleitung durch den Burggrabe zum Tennisplatz verlegt. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass die meisten Arbeiten von den Initiatoren als Eigenleistung erbracht wurden. Mit fortschreitender Planung für den weiteren Ausbau des Tennisplatzes wurde jedoch allen bewusst, dass dies auf Dauer nicht im Rahmen eines Familienunternehmens zu bewerkstelligen war.

Deshalb kam man überein, einen Verein zu gründen, schon um die damals noch erreichbaren öffentlichen Mittel in Anspruch nehmen zu können. Tennis war vor 25 Jahren keineswegs ein Volkssport wie heute, sondern diesem Sport hing immer noch der Geruch gewisser Exklusivität an, wenn dies auch im vorliegenden Fall nicht zutreffend war. Dennoch musste für einen „dörflichen Verein“, wenn er Geltung erhalten sollte, nach alten Rezepten verfahren werden. Und dem zufolge sollten die ersten Mitglieder –abgesehen von den Gründern – die Honoratioren der Gemeinde sein. Tatsächlich fand sich aus diesen Kreisen ein Häuflein zusammen, die später einmal
aktive oder zumindest fördernde Mitglieder werden sollten. Da der Tennisplatz so nahe an der Burg Kendenich gelegen war, war es natürlich naheliegend, den einzutragenden Verein nach ihr zu benennen.

Der Tennisplatz wurde nach vielen Mühen fertiggestellt und der Verein wurde gegründet. Wenn er zunächst auch nicht viel mehr als ein Dutzend Mitglieder hatte, so ging der Spielbetrieb dennoch los. „Selbstgestrickt“, so muss man wohl sagen, wurden die Bälle mehr oder minder erfolgreich über das Netz „gedroschen“, aber es machte Spaß und Freude.

Nach und nach gesellten sich im Laufe der Zeit auch andere Tennisfans hinzu. Und schon bald war man „dreist“ genug, sich mit anderen Tennisclubs einmal zu messen.
Wie sollte es anders sein, als wir das erste Freundschaftsturnier in Köln austrugen, wurden die „Anfänger aus dem Vorgebirge“ in der Stadt haushoch geschlagen. Doch dies tat dem Spieleifer keinen Abbruch, sondern spornte die Greenhorns erst recht an.
Ja, es führte dazu, dass der ganze Club eines Tages sogar in den Schwarzwald nach Triberg fuhr, um dort ebenfalls ein Freundschaftsturnier auszutragen. Sportlich war auch dieser Wettkampf nicht erfolgreich, aber die Clubmitglieder wuchsen dadurch zusammen und betrieben ihr Tennisspiel immer ernster und intensiver. Erfreulicherweise standen nun auch gelegentlich Trainer zur Verfügung.

Mit zunehmendem Spielbetrieb wurde es aber dann mit nur einem zur Verfügung stehenden Tennisplatz immer schwieriger. Erst nachdem der zweite Platz in Betrieb genommen werden konnte, war es möglich, dass echtes Vereinsleben mit entsprechend sportlichen Leistungen aufblühen konnte.

Das waren einige Entwicklungsphasen aus der alten Zeit der Gründerjahre. Was sich in den letzten Jahren, insbesondere nach der Erstellungd des neuen Clubhauses mit den neuen Plätzen getan hat, ist wohl allen mehr oder weniger bekannt. Der Verfasser dieser Zeilen und Mitbegründer des Vereins wünscht dem „T.C.Burg Kendenich“ zum Jubiläum weiteres Wachsen und Gedeihen und allen Mitgliedern weiterhin viel Freude und Erfolg am „weißen Sport“. Wer die Anfänge erlebt hat, zweifelt nicht daran, dass die Zukunft für den Club sichergestellt ist. Leimen brachte einen Boris Becker hervor; wer weiß, was der T.C.Burg Kendenich früher oder später noch zustande bringen wird. Nur Mut für das nächste Jahrzehnt.<<

Gustav Degen

*) 1986, also 25 Jahre nach Gründung des TC Burg, hatte der Vorstand bereits mehrmals gewechselt. Im Jahr 1986 war Anton Klenke 1. Vorsitzender des Vereins. Im Vorstand standen ihm zur Seite Horst Käfer (2. Vorsitzender), Günter Vieren (Schatzmeister), Hajo Rohde (Sportwart) und Dieter Kaufmann (Schriftführer).


Horst Käfer war es auch, der die ergänzenden Zeilen verfasste, die ein Bild der ersten 25 Jahre des Vereinsbestehen zeichnen. Er schreibt:

>>Am 23. Februar 1961 fand eine Zusammenkunft von neun Personen im Johannishaus zu Kendenich statt, diese bekundeten durch ihre Unterschriften, den Tennisclub Burg Kendenich zu gründen. In dieser Gründungsversammlung wurden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt:
Vorsitzender: Gustav Degen, 2. Vorsitzender: Dr. Benno Gmeiner, Schriftführer: Walter Unterberg. Alle Gründungsmitglieder kamen aus Kendenich. Die Mitglieder verpflichteten sich, für das laufende Jahr einen Beitrag von 100,- DM zu zahlen. Wohlgemerkt, zu diesem Zeitpunkt gab es in Kendenich noch keinen Tennisplatz!
Am 26.06.1961 wurde der TC Burg in den Tennisverband Rheinbezirk aufgenommen. Erst drei Jahre später begann auf dem Platz an der Burg der Spielbetrieb. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich der Verein weniger durch große Spielkunst aus, als vielmehr durch das Feiern schöner Feste. Diese Feste müssen großartig gewesen sein, denn noch heute glänzen die Augen einiger Mitglieder, wenn Sie davon erzählen.

Aber auch “Dichter und Denker” waren offenbar unter unseren Vereinsvorfahren. Mehre Beispiele ihrer Textkünste sind überliefert. Die Autoren dieser Kunstwerke sind leider nicht bekannt, aber hier ein Auszug aus den Klassikern: ”Und die nimmer müden Hände unserer ganzen Damen-Riege schmücken aus das Werk der Männer, führten die Idee zum Siege”. “Gute alte Zeit”!

Anno 1966 hatte der Tennisclub 26 Mitglieder, der Beitrag wurde auf 150,- DM für Erwachsene und auf 40,- DM für Jugendliche festgesetzt. Versammlungen und Stammtische wurden in einem Kellerraum der Burg durchgeführt. Das war aber gar nicht so einfach, denn der Clubraum war nur auf dem Wasserweg per Boot zu erreichen. Sie lesen richtig! Es war nämlich so: Der Eigentümer der Burg hatte den Zugang zum Clubraum nur über den Burgteich gestattet. Dies ging also logischerweise nur mit einem kleinen Boot. “Eine Seefahrt, die ist lustig”: was heute eher unverständlich klingt, das diente noch 1980 als von allen verstandenes Motto zur Einweihung des Clubhauses.

1972 wurden 2 neue Plätze beantragt, die dann endlich auch 1975 gebaut wurden. Das sind die heutigen Plätze 3 + 4. Jetzt waren zwei neue Plätze da, also mussten auch neue Mitglieder aufgenommen werden. So kamen im Sommer 1975 80 neue Mitglieder in den Verein. Der Club bekam ein anderes Gesicht. Neue Mitglieder – viel Freude, aber auch Probleme.

1978 wurde die Satzung den neuen Gegebenheiten angepasst. Eine Vereinszeitung, die “Filzmurmel” erschien, wurde aber nach einem Jahr wieder eingestellt, leider. Der Verein hatte nun 179 Mitglieder. 1979 begannen die Verhandlungen mit der Stadt, denn der Verein musste sein Gelände an der Burg verlassen, da die Stadt einen Käufer für die Burgruine und das Gelände gefunden hatte. 1980 wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung dem Bauprojekt zugestimmt. Zwei neue Plätze und das jetzige Clubhaus wurden gebaut. Am 24.10.1981 war Richtfest.

In der Saison 1982 konnten wir zum ersten Mal vier Plätze und unser Clubhaus nutzen.<<

(Quelle: Jubiläumsschrift zum 25jährigen Vereinsbestehen)

Der Spielplatz für unsere Kinder sowie der Grillplatz am Clubhaus wurden später errichtet. Der TC Burg hat in all den Jahren sein sympathisches familiäres Gesicht nie verloren. Im Jahr 2021 feiert der TC Burg sein 60jähriges Bestehen.